Frauen in Nepal - nach Thomas Hale

Frauenbild

Für unsere nepalischen Männer war eine Frau grundsätzlich ein Wesen zweiter Klasse.
Aber die Ehe ist kein Himmel, jedenfalls nicht in Nepal, und auch Sita (eine Sprechstundenhilfe) blieb von dieser Erkenntnis nicht verschont. Ihr Mann ging von Amp Pipal fort, um zu studieren, und ließ sie in der Obhut ihrer Saasu (Schwiegermutter) zurück, die ihr nach guter alter Sitte die niedrigsten Arbeiten im Haus gab. Ihren Acht-Stunden-Arbeitstag im Krankenhaus (zehn Stunden, wenn man den Hin- und Rückweg mitzählte) durfte Sita behalten, aber ihr Gehalt mußte sie der Schwiegermutter abliefern.
Nach dem zweiten Kind bekam sie eine Nierenbeckenentzündung. Immer wieder schleppte sie sich zum Hospital, nur um wieder nach Hause geschickt zu werden, weil sie viel zu krank zum Arbeiten war. Eines Morgens - sie war hochschwanger mit ihrem dritten Kind - kam sie überhaupt nicht. Am nächsten Tag hörten wir, daß sie sich wie üblich auf den Weg zum Krankenhaus gemacht, unterwegs ihr Kind zur Welt gebracht und es dann zurück nach hause getragen hatte. Soviel zum Thema "berufstätige Mütter" in Nepal.