Karpfenteich Distelmatten

In Suhr soll eine alte Tradition wieder aufleben: Die Karpfenzucht, wie sie im Mittelalter vor allem in Klöstern betrieben wurde. Als Fastenspeise waren Karpfen sehr geschätzt. Heute sind diese Fische vor allem in unserem Land weitgehend von den Speisezetteln verschwunden. Doch fachgerecht filettiert und zubereitet entpuppen sie sich als echte Leckerbissen. Naturnah aufgezogene Fische sind für die Ernährung sehr wertvoll.


Es wird noch einige Jahre dauern, bis die Suhrer Karpfen auf den Tellern landen. Mitte September wurde der neue Karpfenteich in den Distelmatten mit Suhrewasser gef utet. Während der Flachwasserbereich als Amphibienlebensraum dienen soll, werden im tieferen Wasser Karpfen als Speisefische naturnah ohne Zusatzfütterung aufgezogen.

Der Teich mitten im Kulturland wurde von Thomas Baumann, Pächter des Bio-Hofs Galegge, geplant und ausgeführt. Er wird die Bewirtschaftung des

Teiches übernehmen. Die Motivation sieht Thomas Baumann in einer nachhaltigen Fischzucht.

Auf unserem Speiseplan stehen immer mehr Fischgerichte. Um diesen

Bedarf zu decke,n werden leider die meisten Meere überfischt. Auch die Bedingungen, unter denen Süss- und Salzwasserfi sche gezüchtet werden, sind leider oft fragwürdig und tragen zudem nicht selten zu Umweltzerstörungen bei.

Deshalb ist der Versuch einer naturnahen Karpfenzucht vor Ort interessant und ökologisch sinnvoll.

Auch aus landwirtschaftlicher Sicht macht die Nischenproduktion von Fisch Sinn.

Dadurch werden andere Bereiche, in denen zuviel produziert wird, wie beispielsweise im Milchmarkt, entlastet. Als weiterer Effekt wertet der Karpfenteich, wenn er in zwei bis drei Jahren bewachsen ist, die Suhrer Landschaft enorm auf.

 

Der Natur- und Vogelschutzverein hat das Projekt als wertvoll für die Natur eingestuft und unterstützt es mit einem Beitrag. Damit konnten die Flachwasserzonen grosszügig ausgestaltet werden.

 

Der Karpfen gehört zur Gruppe der Karpfenfi sche mit etwa 2500 Arten. Er stammt ursprünglich aus Asien. Die Römer brachten ihn nach Europa. Dass Karpfen nach dem Jahre 1000 auch in Zentral- und Westeuropa vorkamen, führen die Ethnologen darauf zurück, dass Mönche und Nonnen diese Fischart einführten, um ihre Ernährung während der Fastenzeit abwechslungsreicher zu gestalten. Es entwickelte sich eine gezielte Teichwirtschaft.

Karpfen gedeihen auch in Wasser mit einem niedrigen Sauerstoffgehalt und sind daher prädestiniert für eine Zucht in f achen Teichen. Der Besatz von Teichen mit Karpfen war teils auch eine Nebennutzung, weil Teiche vor allem der Wasserrückhaltung dienten, um Mühlen anzutreiben. Als Kulturrelikte sind

in den letzten Jahren diverse Karpfenteiche in der Umgebung des Klosters St. Urban im Kanton Luzern wieder installiert worden (siehe: www.karpfenpurnatur.ch).

Als so genannter Friedfisch ernährt sich der Karpfen als Brütling von Zooplankton, später hauptsächlich von am Gewässergrund lebenden Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Schnecken und Würmern.

Bei Speisekarpfen beträgt die Länge meist etwa 35 Zentimeter. Es wurden schon Exemplare mit 1,2 Meter und bis über 35 Kilogramm gefangen. Karpfen können mehr als 50 Jahre alt werden. In der Teichwirtschaft werden sie jedoch normalerweise nach drei bis vier Jahren mit einem Gewicht von drei bis vier Kilogramm vermarktet.

Quelle: www.drucksuhr.ch/pdf/suhrplus/1285826854-SP_Oktober_10.pdf