Sehbehinderung - eigene Erfahrungen - Elvira
Der "Blinde" muss zuerst Vertrauen zu mir fassen. Wir befinden uns auf einem Spielplatz, umgeben von Schulhäusern. Ich führe die Klolegin.
Du packst mit deiner rechten Hand meinen Oberarm. Wir stehen vor zwei Holzbalken, die mit zwei weiteren Holzbalken durch zwei Metallstangenverbunden sind. Ich lege deine Hand auf die Metallstange und gehe 4 Schritte geradeaus, bis wir zu den zwei Holzbalken gelangen. Es geht weiter. Wir stehen vor 3 Holzstämmen, die eine Slalombahn bilden. Du gehst zwei Schritte nach links, dann zwei Schritte nach vorne. Du befindest dich hinter dem ersten Holzstamm. Das musst du wiederholen, aber auf der rechten Seite. Du stehst jetzt vor dem dritten Holzstamm. Geh zwei Schritte nach links und daraufhin zwei nach vorne.
Wir stehen vor zwei Reckstangen, die eine ist höher als die andere. Ich lege wieder deine Hand auf die Stange, du musst in die Knie gehen und unter der Stange durch. Du stehst mittlerweile schon vor den zwei Schwebebalken. Die sind etwa 30 Zentimeter hoch und 2 Meter lang und 20 Zentimeter breit. Du musst jetzt deinen stabileren Fuss heben. Balanciere ein Bein hinter dem anderen.
Du musst einen grossen Schritt über eine Lücke machen, damit du auf den anderen Schwebebalken gelangst. Das Ende kommt. Vom Schwebebalken musst du wieder auf den Boden gehen. Du befindest dich vor einer Treppe, die nach links oben führt, dann gelangst du zu einem weiteren Pausenplatz. Du musst 7 Treppenstufen hochsteigen, ich bleibe immer vor dir. Ich gehe mit dir wieder den genau gleichen Weg zurück, ausser dass wir nicht über die Schwebebalken, Reckstangen und um die Holzstämme gehen. Versuch dich zu orientieren, wenn wir wieder zurück gehen.
Blind zu sein, ist eine sehr grosse Behinderung. Ich fühle mich als ich die Augenklappe aufsetze so hilflos wie in einer lichtlosen Nacht. Sprichwörtlich gesagt: "Man sieht die Hand vor seinen Augen nicht"!
Ich kann mich nur auf das Gefühl oder auf das Vertrauen meiner Hilfperson verlassen.
Elvira Cordic