21. Jh. - das Plastikzeitalter

Plastic Planet - ein Film, der aufklärt und zugleich schockiert

 

“Wir leben im Plastikzeitalter. Wir sind Kinder des Plastiks.”

Auf der Packung des Films wird prophezeit: Wer diesen Film gesehen hat, wird nie wieder aus einer PET-Flasche trinken.

Das halten ich zwar für etwas übertrieben, aber diese DVD regt definitiv zum Nachdenken an.

 

Der Film beginnt mit einem Helikopterflug. Werner Boote, Regisseur und nebst der Materie Plastik Hauptdarsteller, erläutert, dass er diese Dokumentation gerne mit einem Flug über unberührte Natur begonnen hätte, es aber keine mehr gäbe. Der Mensch hatte also schon überall seine Hände im Spiel. Er hat den Plastik erfunden und dieser bekommt Flora und Fauna nicht gut. Was die Problem rund um Plastik sind, will Werner Boote mit diesem Film zeigen.

Es geht also mit einer schlechten Nachricht los: Keine unberührte Natur mehr auf dieser Welt. Ich denke, dass es wichtig ist, das gleich am Anfang zu erläutern, da die Story des Films ja über den Schaden, den Plastik anstellt, berichtet.

 

Der Regisseur erzählt zu Beginn aus seiner Kindheit. Sein Grossvater war Plastikfabrikant, Geschäftsführer bei der deutschen Interplastic. Dieser war davon überzeugt, dass Kunststoff eine grosse Zukunft hat. Er sollte Recht behalten.

 

Diese Szene ist stark gemacht. Es werden alte Filme eingeblendet, unter anderem eine Tupperware Werbung.  Die Sequenz zeigt, wie praktisch Plastik doch eigentlich ist. Wären da bloss nicht diese Dämpfe.

 

Nach diesem Einblick in die Vergangenheit schweift Werner Boote zurück in die Gegenwart, genauer gesagt zu einem Wissenschaftler, der sich mit Plastik auskennt. Dieser macht deutlich, dass Kunststoff an sich kein Problem darstellt. Erst wenn er Kratzer abkriegt, heiss oder verbrannt wird, werden gefährliche Dämpfe freigesetzt, die ziemlich ungesund sein können.

 

Sehr gut in Szene gesetzt: Erst die Filmchen aus der Vergangenheit, jetzt der moderne Gegensatz. Dies zeigt uns, dass man es damals halt nicht besser wusste. Jetzt wurde herausgefunden, wie gefährlich Plastik sein kann. Das Schockierende: Die Industrie schert sich einen Dreck darum.

 

Weiter geht’s - in einen Spital. Werner Boote trifft dort eine Frau, die einige Schönheitsoperationen hinter sich hat. Sie nahm u.a. Brustvergrösserungen vor. Diese werden natürlich mit Plastikimplantaten ausgeführt. Der Regisseur lässt die inzwischen 50-Jährige auf einer Coach liegen und sagt ihr, sie solle sich einmal auf den Plastik in ihren Brüsten konzentrieren. Boote fragt sie nun, wie es sich anfühle. Sie antwortet: “Wie ein Teil meiner selbst.” Plastik kann also sogar Teil eines Menschen werden!

 

Diese Szene zeigt klar und deutlich, wie sehr und umfassend der Mensch den Plastik inzwischen einsetzt. “Plastik, ein Teil meiner selbst” - sozusagen. Schon unglaublich, wir sind eigentlich Plastik abhängig.

 

Um festzustellen, ob Plastikfabriken gefährliche Stoffe in ihren Produkten verwenden, probiert Werner Boote jetzt, einen Termin für eine Führung durch irgendeine Plastikfabrik zu bekommen. Nur eine einzige Firma aus Shanghai lädt ihn ein. Dort angekommen, wird ihm viel gezeigt, zum Beispiel, wie ein Plastikglobus zusammengesetzt und bemalt wird. Boote wird jedoch nicht dorthin gebracht, wo die einzelnen Plastikteile produziert werden.

 

Hier wird deutlich, dass die Fabrikanten sehr wohl wissen, welch gefährliche Stoffe sie verwenden. Hätten sie sonst Werner Bootes Anfragen für eine Führung abgelehnt? Und wäre die Führung , resp. anschliessende Diskussion in der Fabrik abgebrochen worden?

 

Die nächste Station ist das Haus einer älteren Frau. Es wird nicht gesagt, wer genau sie ist, aber klar wird, dass sie sich mit Plastik bestens auskennt. Sie sagt klar und deutlich, Forscher hätten im Plastik Stoffe gefunden, die in den Körper eindringen können. Diese würden freigesetzt, wenn der Kunststoff zerkratzt sei. Aber auch Hitze lasse diese Gefahren austreten.

Nun beauftragt Werner Boote einen Forscher, herauszufinden, welche Stoffe sich im mitgebrachten Plastikglobus befänden. Auch hier ist das Ergebnis negativ: Gefährliche Dämpfe können austreten.

Zurück bei der vor Kurzem erwähnten Plastikexpertin. Nun erzählt sie davon, wie auch die Tiere Probleme mit Kunstoffen haben können. Eine Möve hatte Plastikreste für Futter gehalten, diese den Küken gebracht. Leider konnte das “Futter” nicht verdaut werden. Der Magen blieb voll, weswegen die Vögelchen keinen Hunger verspürten. Sie verhungerten schliesslich.

 

Die Story regt richtig zum Nachdenken an. Die Vorstellung der langsam verhungernden Mövenküken behagt kaum jemandem. Eine sehr gute Methode, die schlechten Seiten des Plastiks zu zeigen. Das schreckt ab, achtlos seinen Müll wegzuwerfen. Ein Tier könnte es fressen und daran sterben.

 

Abstecher nach Indien: Werner Boote will herausfinden, ob auch hier der Plastik nicht haltgemacht hat. Hier, in den Armenvierteln. Er bittet mehrere Familien, alles, was aus Kunststoff besteht, aus ihren Hütten zu bringen. Das Ergebnis zeigt: Es gibt wohl keinen Plastik freien Ort mehr auf diesem Planeten.

 

Hier wird der Unterschied zwischen Arm und Reich gut dargestellt. Die Inder sprachen sich, nachdem sie allen Kunststoff aus ihren Hütten gebracht hatten, gegen den Plastik aus. “Wir wollen all diesen Plastiksch... nicht.” Ich glaube kaum, dass jemand im Westen das behaupten würde. Die Ärmeren leben manchmal umweltbewusster als die Reicheren.

 

Nun geht es nach Washington. Werner Boote besucht die Washington State University. Er trifft dort eine Wissenschaftlerin, die Mäuse untersucht. Viele Jahre lang verwendete sie immer die gleichen Plastikkäfige. Plötzlich wurde festgestellt, dass die Tiere Probleme mit dem Hormonsystem hatten und seltsame Eier produzierten. Die Käfige wurden einmal mit einem falschen Reinigungsmittel gesäubert und schon konnte die gefährliche Substanz Bisphenol A BPA in die Körper der Mäuse eindringen.

Die Missouri-Columbia Universität in Missouri ist Werner Bootes nächste Station. Er lässt sich Blut abnehmen, um zu sehen, wie viel BPA er darin hat. Das Ergebnis ist erschreckend: Die Menge würde  bei einem Tier ausreichen, um dessen Spermaproduktion um 40% zu verringern. Ausserdem würde die Gefahr einer Missgeburt deutlich steigen. 

 

In dieser Szene wird klar, dass Plastik, welches BPA enthält, einen grossen Effekt auf die Weltbevölkerung hat. Der Professor, der dies erläutert, macht einen guten Job, er erklärt  die Sachverhalte nämlich nicht kompliziert, sondern verständlich für jedermann.

 

Mit über 700 gesammelten Studien, die beweisen, dass Plastik gefährlich ist, will Werner Boote nun John Taylor, dem Präsidenten von “Plastic Zero”, einer Plastikfirma, gegenübertreten. Da er keinen Termin bekommt, will er ihn an der Kunststoffmesse in Düsseldorf treffen. Er wird jedoch abgewimmelt und nach einiger Beharrlichkeit wird ihm ein Termin im  folgenden Jahr versprochen. Ein Abgesandter kommt dann tatsächlich, spricht sich aber nur für den Plastik aus und  nimmt die Studien gar nicht ernst. Er sagt, man solle den Fabrikanten “vertrauen”.

 

Wieder wird bewiesen: Die Industrie weiss, dass die Studien recht haben, wollen es aber nicht wahr haben. Passt hervorragend in den Film, diese Szene. Wie gesagt, dem Zuschauer wird bewiesen, dass im all  zuvor Gezeigten etwas Wahres dran  sein muss.

 

Gegen Ende des Films lässt der Regisseur eine Studie in Auftrag geben. Da die Spermaproduktion der Menschheit in den letzten 50 Jahren um 53% abgenommen hat, lässt er unfruchtbare Paare auf Plastik im Blut untersuchen. Tatsächlich liess sich in deren Blut überdurchschnittlich viel Kunststoff nachweisen...

 

Der Eindruck vom Plastik, der die Weltbevölkerung beeinträchtigt, wird hier noch einmal verstärkt. So wirkt die Botschaft doppelt so glaubhaft.  Auf Studien und Beweise wurde in diesem Film grossen Wert gelegt.

 

Zum Schluss spricht Boote noch mit der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Margot Wallström. Diese erläutert, dass etwa 100'000 verschiedene Substanzen in der Plastikindustrie verwendet würden.

10 Jahre vergingen, bis man die Gefahr von gerade mal 11(!!) Substanzen beweisen konnte. Es ist also unmöglich, all die 100'000 zu verbieten, denn man wird nie herausfinden, ob alle auch gefährlich, resp. wissenschaftlich nachgewiesenermassen schädlich sind.

 

Die EU weiss auch Bescheid. Leider kann sie nicht viel gegen die gefährlichen Stoffe im Plastik ausrichten. So wird effektiv gezeigt, wie mächtig die Plastikindustrie inzwischen ist. Wallström sagt sogar, sie beeinflusse die Politik.

 

Ich habe hier nicht alle Studien und Szenen, die vorkommen, beschrieben. Es gibt also noch mehr Beweise in diesem Film, dass Plastik wirklich gefährlich ist.

Diese DVD sollte man unbedingt einmal gesehen haben. Sie regt zum Nachdenken an und ändert vielleicht so manchen Lebensstil.

 

Manuel, Februar 2011

 


 

Zu diesem Film gibts gratis Unterrichtsmaterial im Download.

Ein Film, der betrifft, den man unbedingt gesehen haben muss. Basic!


 

Weiterführende Linktipps

  • Zerofootprint, (E, einfach), kurzes nachdenklich stimmendes Video zur Plastikverschmutzung

 diesbezüglichen religiösen Betrachtungen

Plastiki, Katamaran aus PET-Flaschen, der auf die Meeresverschmutzung durch Plastik aufmerksam machen will