Heimat lebenslänglich
Der Film
Ich erzähle euch aus dem Film „Heimat lebenslänglich“, in welchem Emil Frey von seinem Kampf um seine Heimat – seinem alten Bauernhaus erzählt. Ein Filmteam rund um den Regisseur Jens Rövekamp hat Emil Frey aus Stäfa während Monaten immer wieder besucht und begleitet.
Der Film fängt an mit einem Luftbild von Stäfa und dazu hört man von all den Leuten, die den Film gemacht haben, was für sie Heimat bedeutet.
Danach sieht man das Haus von Emil Frey und er erklärt, was für ihn Heimat bedeutet.
Er erzählt, welche Verbindungen zwischen ihm und dem Ort entstanden sind und findet, dass die Jungen das nicht verständen.
Eine Nachbarin erzählt, was sie machen würde, wenn sie Emil Frey wäre. Eine andere Nachbarin macht die Aussage, dass die Probleme rund um Emil Frey einem auf der einen Seite Leid täten, er es sich auf der andere Seite auch schwer mache .
Beim Holzhacken meint der Regisseur, dass das ja eine Höllen-Arbeit sei, dazu meint Emil nur, wenn man sich das gewohnt sei, sei es nicht schlimm.
Ein Nachbar meint:„Emil hat mir viel erzählt von früher, als er noch richtig bauern konnte. Dadurch habe ich gemerkt, dass er wie stehen geblieben ist in der Zeit und darum macht er alles noch so wie früher. Als ich dann auf seinem Land die Vermessungen machen und die Pfähle einstecken musste, da ist er gekommen und schaute zu und sagte: „Und wie gohts?“ Das war schon hart für ihn.“
Emil Frey erzählt weiter: „Die vom Bau sind dann noch schnell gekommen und haben zwei Jahre versucht, mir das Haus abzukaufen, aber sie kamen nicht weit. Dann sagten sie, ich müsse in zwei Tagen raus. Ich ging dann vor Gericht und die entschieden, dass sie eine Begründung vorlegen müssten, aber sie hatten keine und so kann ich immer noch im Haus bleiben.“
Weiter im Film sieht man, wie Emil nachts mit einer Taschenlampe im Haus herum läuft, weil er keine Lampen hat. Elektrischer Strom fehlt in seinem Haus.
Als sein Vater starb, vererbte er das Bauernhaus seinen Söhnen. Emil wollte weiterhin Landwirtschaft betreiben, aber seine Brüder wollten das Haus verkaufen. Solange Emil den Hof bewirtschaftete, konnten sie ihn nicht verkaufen; so gab es oft Streit unter den Brüdern. Emil verbrauchte für die Streitereien so viel Energie, dass er immer mit der Arbeit hinten drein war; so kam es vor, dass er auch mal um Mitternacht das Heu einbringen musste.
Emil erzählt, was bei ihm so alles in der Küche steht. „Tabletten nehme ich nie alleine, sondern noch mit Honig.“ Beim Kochen müsse er eine geöffnete Packung, die noch etwas drin hätte, mit einem Gummi schliessen, damit die Mäuse nicht dahinter gingen.
Bei einem Besuch bei Willi, das ist der ehemalige Bauer, der nun beim Vermessungsamt arbeitet, sagt Emil, dass sie schon wieder etwas gegen ihn hätten und diesmal müsse er den Einspruch mit Maschine schreiben und nicht von Hand.
Eine Weinbäuerin erzählt, dass er halt eine besondere Einstellung hätte. Zu arbeiten finge er erst am Abend an, durch den Tag mache er nicht viel. Er hätte halt einfach einen anderen Tagesablauf.
Auf die Frage, was er dann am Tag mache, antwortet sie, er habe geschrieben, all die Briefe an die Anwälte und Brüder etc.
Emil sagt:„Ich war eine furchtbare Leseratte; mich hat am meisten die deutsche Geschichte interessiert und der menschliche Körper. Jetzt lese ich schon auch noch gerne, aber es geht halt abwärts.“
Bei einem Gespräch mit dem Weinbauern im Weinkeller erzählt Emil, dass seine Mieten 20000.- Fr. beträge. Der Weinbauer erwidert darauf :„Dafür könntest du eine erstklassige Wohnung haben, sogar mit einer Heizung und müsstest nicht immer selber heizen.“
Das Wesentliche an der Geschichte kommt jetzt. Emils Haus wurde eingezäunt. Thema ist inzwischen das schlechte Dach, das zum grössten Teil mit Plachen abgedeckt ist. Auf der Südseite habe er aber noch Ziegel, er bekomme aber Reklamationen, dass dies gefährlich sei wegen den Kindern; es könnte einem einen Ziegel auf den Kopf fallen.
Folglich wurde das Dach reparier, dass es wieder 10 Jahre halten sollte. Der Weinbauer fragt nach der Birke, die aus dem Dach gewachsen ist und er meint die sei noch da.
Wasser bezieht Emil Frey vom Regenwasser; er stellt, wenn es regnet, Eimer vor das Haus, das gewonnene Wasser reicht ihm dann für eine Weile. Zum Essen sterilisiert er es mit dem Wasserkocher und der Rest braucht er zum Hände waschen oder so.
Zur Frage, ob er eine Frau habe, meint er nur: „Eine Frau? Ich eine Frau? Nein, ich habe nur eine Cousine.“
Emil Frey war schon in diesem Haus bei 2-3 Grad Celsius; das war kalt.
Eine Nachbarin sagt aus, dass Emil manchmal einfach alles verbrenne, also Pet- Flaschen, Bananenschalen, etc. Das habe auch schon ein Feuerbegutachter angeschaut. Das habe dann wirklich gestunken, denn er hätte dies ja meistens nachts getan und wenn man dann mit offenem Fenster geschlafen hätte, sei man man wegen dem pedantischen Geruch erwacht. Das sei dann so weit gegangen, dass die Frau ihr Kind - damals noch ein Baby - aus dem Zimmer hätte holen müssen wegen des Gestanks. Sie habe ihn dann auch mehrmals angezeigt, aber es hätte nicht viel genützt.
Nachbarn hätten dann gesehen, wie er die Asche auf die Wiese stellte. Und da sagten sich die Anwohner: „Komm, wir schauen da jetzt mal rein, was drin ist.“ Die Polizei sei dann auch gekommen und hätte auch sie das Haus betreten wollen. Emil hätte die Polizei dann einfach nicht herein gelassen und dagegen könne man nichts machen.
Es hätte sich somit nichts verändert, auch bei ihm nicht.
Emil muss über solche Aussagen nur lachen, für ihm wäre das alles normal, er kenne gar nichts anderes von früher.
Emil sagt, ihn würde es reuen, wenn sie das Haus abreissen würden. Natürlich sei es innen ist es nicht mehr so schön, aber das Haus hätte auch Geschichten, die für ihn wichtig seien.
Emil ist extrem stolz auf seinen Bauernhof, auch nachdem er nunmehr eine Ruine ist. Er redet auch immer noch gleich über seinen Bauernhof alös wäre er im alten Zustand. Irgendwie ist es wie seine Traumwelt.
Das Einzige, wozu die Gemeinde verpflichtet sei, sei, dafür zu sorgen, dass kein Regen durchs Dach dringe und dem sei man nachgekommen, lässt der Gemeindeschreiber verlauten und er ergänzt: „Eigentlich hat man Emil wie einen gefährlichen Tiger eingesperrt und dass das die Nachbarn tolerieren, ist einfach schlimm.“
Die Geschichte um Emil Frey wie auch der Film, der daraus entstanden ist, haben mich schwer beeindruckt. Ich habe dieses Haus gesehen und finde es wirklich schlimm. Darum bewundere ich Emil Frey, dass er so leben konnte. Wie schon vom Gemeindeschreiber gesagt, wie ein Tiger in seinem Käfig.
Was nicht im Film vorkam, war, dass man ihn einmal aus dem Haus gelockt hatte und in der Zwischenzeit das Haus abreissen wollte; zum Glück ist es nicht gelungen.
Inzwischen lebt der Mann im Altersheim und er sei überglücklich. Nachdem er ins Altersheim gezogen war, riss man das Haus ab und baute einen Spielplatz hin.
Sinead, im Januar 2010