Schattenmenschen im Zweiten Weltkrieg
Im Gespräch mit meiner Grossmutter
Hat man im Krieg Menschen versteckt?
Ja, Anna Frank war eine, die man lange in einem Haus bei einer Familie versteckte. Sie war eine Jüdin und Hitler wollte Juden ausrotten; darum versteckte man sie. Hitlers Schergen, die Braunen und die SS (Schutzstaffel) verfolgten die Juden. Überall, wo es Verstecke gab, versteckte man die Juden im vom Krieg betroffenen Gebiet, z. B. in Keller, Dachboden und Höhlen.
Wie kamen die Juden in die Schweiz?
Sie haben gehandelt, z. B. mit Stoff und sind so mit den Geschäften überall hin gekommen. Zu uns sind auch immer zwei Juden gekommen; die hatten in Gösgen einen Stoffladen. Sie waren bekannt für gute Ware, das muss man auch sagen. Der eine war verheiratet und hatte Kinder, der andere ging auf Reisen und machte die Bestelungen, die der andere nacher lieferte. Der Sohn vom einen, Jacki, ging mit mir in die Bez.- Schule und war sehr gescheit. Aber den Juden sah man ihm an. Die Mutter war auch Jüdin, ist aber leider nachher gestorben. Ab diesem Geschehen sorgten die ledigen Tanten für die Kinder.
Wie wurden die Juden angesehen?
Bei uns in Gösgen gehörten sie einfach zu uns. Sie taten uns ja auch nichts, warum hätten wir sie hoch nehmen sollen?
Tötete man Menschen in der Schweiz?
Nein, wir hatten nur die zwei Juden in der Gemeinde. Meine Mutter kaufte auch bei denen ein und man sagte dann „ I ha bem Jud- Wieler ikauft.“
Bekam man trotz dem Krieg immer noch Kinder?
Ja und nein, die einen sagten, jetzt in dieser Zeit lieber nicht und die anderen lebten einfach weiter, als wäre nichts geschehen.
War das Leben hier gleich wie vor dem Krieg?
Ja, eigentlich schon. Es gab natürlich schon Einschränkungen, aber wir nahmen es gelasssen. „ Wir hatten es trotz allem gut gehabt!“
Sinéad