Sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen

Interview mit Otto Hegnauer

Nach dem Erdbeben wieder in der Schweiz, ergab sich Mitte Februar die Gelegenheit,  Otto Hegnauer ein paar Fragen zu seinem Leben und dem Erdbeben im Besonderen zu stellen.

 

 

Von aussen nimmt man dich wahr als kommunikativ, unternehmungslustig, zielstrebig und ausdauernd. Wie würdest du dich selber charakterisieren?

Es gibt ja das Fremdbild und das Selbstbild. Als Beispiel eines Fremdbilds - eher zum Schmunzeln - nenne ich einen faltbaren Regiestuhl, den mir meine Mitarbeiter in der Migros-Ausbildung zum Abschied geschenkt hatten. Regiestuhl, weil ich einst als Film- und Fernsehregisseur begonnen hatte, ein Leben lang Regie in allen möglichen und unmöglichen Projekten führte und schliesslich auch in der Migros-Ausbildung mit einer Art Regiearbeit aufhörte. Faltbar, weil mir nichts so zuwider ist wie das Schlangestehen, und hinten auf dem Gewebe der Rückenstütze war in grossen Lettern "REGIE" und "CHAOTTI" aufgedruckt ist, so hat man mich auch genannt.

Das Selbstbild sieht natürlich anders aus: Zu sein wie alle andern ist langweilig, Abenteuer sind meine Atemluft, sie zu lesen ist gut, sie erleben ist besser.


Was hat deine Jugendzeit geprägt?

Einzelkind zu sein, war langweilig. Meine Mutter reiste zwar mit mir in der Schweiz und Italien herum. Das stillte meinen Erlebnishunger zu wenig. Mein Vater nahm mich gelegentlich mit auf Bergtouren, das war schon besser, aber er hatte wenig Zeit. Manchmal durfte ich einen Freund mitnehmen. Mit diesen Jugendfreunden pflege ich meist heute noch Kontakt.


Hinter dir liegt ein spannendes, vielfältiges, reiches und abenteuerliches Leben. Welches waren die Triebfedern zu deinen vielen Aktivitäten?

Gegen die Langeweile habe ich viel gelesen. Höhlen, Afrika, Tiere, Fliegen, fremde Sitten und Gebräuche, das waren die Themen meiner Jugendbücher. Was ich gelesen habe, das wollte ich auch selber erleben. Und das habe ich realisiert, alles.


Bevor du ausgewandert bist nach Haïti; welches waren die prägendsten Ereignisse?

Durch das Selbst-Erleben habe ich schon früh gesehen, dass die Wirklichkeit anders ist, auch anders als es Eltern, Lehrer und Autoren geschildert oder mir sogar beigebracht hatten. Ich habe sie nicht gerade als Lügner empfunden, sie waren ja alle gutmeinend, aber ich war geschockt ob all den Vorurteilen. Es war gerade Weltkrieg, so waren die rassistischen Vorurteile besonders verbreitet - die halten bis heute, durch alle Schichten. Ich denke etwa an moderne Politiker von "entwickelten" Staaten, wie die mit fremden Kulturen umgehen, mit Geld und Waffen alles erreichen wollen.


Welches waren deine spannendsten Erlebnisse?

Meine Erlebnisse waren alle hochspannend, sonst hätte ich darauf verzichtet. So beginne ich einfach ganz vorn und nenne das erste: mit meinem Freund Peter fuhr ich, 12 oder 13jährig, mit dem Velo los von Zug bis Merligen am Thunersee. Wir versteckten die Räder in einer Höhle und stiegen zu Fuss in die Berge. Ich hatte von den Höhlen der Umgebung gelesen, die wollten wir suchen: Schafloch, Gemsloch, Mamilchsloch, Seefeldhöhle und andere. Da gab es sogar unterirdische Gletscher. Wir biwakierten jede Nacht in einer anderen Grotte, verirrten uns da und dort ein wenig und assen, was uns die Sennen so anboten oder lebten von der Motivation. Nach einer Woche voller Abenteuer stiegen wir zurück ins Tal und radelten heimwärts.


Auf der Website www.swissfot.ch findet man u.a. sehr viele digitalisierte Bilder aus der ganzen Schweiz; auch viele Luftaufnahmen. Wie kamst du zu diesen Fotos?

Knipsen war auch so eine Leidenschaft, ich schoss alle Bilder selber. Auch die Luftaufnahmen, in der einen Hand die Kamera, in der anderen den Steuerknüppel. Ich lernte dabei beobachten und mich für das Wesentliche entscheiden. Zudem liessen die Bilder später Erinnerungen wieder aufleben, bis heute, und das ist am wichtigsten. Ich lernte auch die Schweiz kennen, denn ich liess kaum ein Tal aus.


Du hattest schon früh einen beträchtlichen Zug nach Marokko. Warum grad Marokko?

Ähnlich wie bei der Höhlenwoche ob Merligen fuhr ich nach dem Seminarabschluss 54 mit einem andern Freund los; das Ziel war keineswegs Marokko. Wir nahmen jeder ein paar Franken in die Hosentasche und wetteiferten, wie weit wir damit wohl kommen würden, natürlich per Anhalter. Wir hatten schon Ähnliches unternommen und so Venedig, Triest, die Pyrenäenhöhlen und die Plitvicer Seen kennen gelernt. Diesmal landeten wir nach etlichen Tagen in Portugal, wo wir einen einstigen Schulfreund aufspürten.

Nun lag Afrika vor der Nase, dieser Versuchung war nicht zu widerstehen. Im Rifgebirge entdeckten wir Ortschaften, wo Glas noch unbekannt war. Die Erlebnisse würden ein Buch füllen. Ich lernte aber indessen Filme herstellen und erzählte meine Erlebnisse in 2 abendfüllenden Kinofilmen und 16 Fernsehsendungen, zu deren Herstellung mir das Schweizer Fernseh-Jugendressort Hilfe bot. Mein zweiter Beruf war geboren und Marokko mein Arbeitsort. Aufträge für Reiseleitungen und anderes kamen dazu, und ähnlich ging's weiter in ganz Afrika.


Wie kommt ein Schweizer zu einem Wohndomizil Haïti – und zu einer haïtianischen Frau?

Man mag meine Haltung als exotistisch bezeichnen, das Fremde, Exotische idealisierend, die Exoten zu „edlen Wilden“ stilisierend, ist mir egal. Gilt auch in Gegenrichtung, wobei da natürlich noch wirtschaftlich-soziale Motivationen dazukommen. Die Familien in den Hungerländern sind darauf angewiesen, pro Sippe ein oder mehrere Glieder in den Industrieländern "zu platzieren", wo es Arbeit gibt. Die dortigen Arbeitgeber profitieren so von billigen Arbeitskräften, diese selbst senden monatlich den grössten Teil ihres Zahltags nach Hause, wo die Grossfamilien davon leben müssen. Ihr Sozialstatus als Versorger steigt dadurch enorm. So lebte auch meine heutige Frau bereits in der Schweiz und war unglücklich verheiratet, und als ich sie kennen lernte, war sie bereits Schweizer Staatsbürgerin. So war es nur folgerichtig, dass sie mir bald einmal ihre Heimat zeigen wollte und wohl nicht dachte, dass ich dort hängen blieb.


Was liebst du an Haïti?

Haïti liebe ich vor allem wegen des Klimas, das sich nach meiner Überzeugung auch auf den Menschen überträgt, ich glaube überall auf der Welt. Die Menschen hier sind liebenswert und warmherzig, und wenn mal das Temperament mit ihnen durchgeht, dann reagieren sie wie ein tropisches Gewitter - und da geht man in Deckung. Die Gewitter sind kurz und heftig, aber gleich bricht wieder die Sonne durch. Schon 1492 beschreibt Kolumbus die Arawaken und Taino-Indianer - die Ureinwohner Haïtis - als "Menschen von unglaublicher Freigiebigkeit. Wenn man um etwas bittet, sagen sie nie nein, sondern fordern einen ausdrücklich auf, es anzunehmen und zeigen dabei soviel Liebenswürdigkeit, als würden sie einem ihr Herz schenken."


Wie ist das Verhältnis zwischen den Einheimischen und dem „reichen Ausländer“?

Das Verständnis zwischen exotischen Einheimischen mit ihrer ganz anderen Kultur und den reichen Ausländern ist an einem kleinen Ort, besonders wenn man die Entscheidungsträger und Politiker betrachtet. In Gruppen und Familien die hier zusammenleben, ist das schon besser, weiss doch jeder, dass man aufeinander angewiesen ist. Gegenüber Fremden und besonders Profiteuren gilt oft Hass, Diebstahl und Feindschaft. Denn leider ist die Mentalität der Kolonisatoren und Profiteure noch heute weit verbreitet.

Wenn man einmal aufgenommen ist und zu ihrer Familie zählt, tun sie aber alles für dich, teilen alles mit dir, und du bist nirgends sicherer.


In den 20 J. in Haïti hast du u.a. Geld gesammelt; welche Hilfsprojekte hast du damit unterstützt?

SOS Enfants Haïti war eine Schule für die ausgesuchten Ärmsten, deren Eltern viele Kinder, keine Arbeit hatten und kein Schulgeld bezahlen konnten. Die gegen 400 Kinder erhielten in der Schule auch medizinische Betreuung und täglich eine warme Mahlzeit. Ich habe mehrmals gesammelte Beträge zu SOS Enfants Haïti nach Jacmel gebracht, jedesmal zur Verwirklichung eines bestimmten Projektes, z.B. einer Schulküche oder Dusche und WC-Anlage. Ich unterstützte auch Schulen und Organisationen mit Ideen und Artikeln, denn Sammeln ist ein Fass ohne Boden. Und gute Samen können nur keimen, wenn sie auf fruchtbaren Boden fallen.

Ich war Mitgründer von ANAED ( Aide Nationale pour les Enfants Démunis ), einer Selbsthilfe-Organisation von jungen Haïtianern, welche junge Leute zur Bildung wilder Schulen im ganzen Land aufmuntern und unterstützen wollte. Sie hatten auch keine Mittel, aber sie wollten doch manchem Mut machen, etwas zu tun. Selbst ohne Geld. Beide Hilfswerke bestehen nun (nach dem Erdbeben) nicht mehr, alle Dokumente sind verschwunden, und für die einst beteiligten Menschen ist das Schlimmste zu befürchten. Nach meiner Rückkehr werde ich erst auf die Suche gehen.

 


Erdbeben: Viele Tiere spüren sowas im Voraus. Wie ist das bei den Menschen?

Tiere haben noch ein Gespür für Natur, die Menschen nur ausnahmsweise. Sie spüren kleinste Vibrationen, die manchmal vor einem Erdbeben erfolgen. Meine Deutsche Schäferhündin Ata hatte ihren Stammplatz auf dem Dach unseres Hauses, weil sich hier Diebe schon an Glasfaserkabeln und Satellitenschüsseln zu schaffen gemacht hatten. Sekundenbruchteile vor dem Einsturz meines Hauses soll Ata vom Dach gesprungen sein und in panischer Angst davongerast sein. Man sagt hier, dass Schlangen Minuten vor einem Beben den Platz verlassen würden.

In China werden Meldungen über atypisches Verhalten von Tieren gesammelt und führten schon zu Erdbebenalarmen, womit schlimmere Schäden vermieden werden konnten. Wissenschaftlich aber ist nichts gesichert.


Welches waren die ersten Gedanken während des Jahrtausendbebens?

"Ich lebe, das Leben erhalten, raus aus den Mauern, ins Freie stürzen", da blieb ich denn auch zehn Tage. Den Laptop und mein Täschli nahm ich mit - denn da drin hatte ich schon immer das Wichtigste: Pass, Schlüssel, ein paar Karten - leider zu wenig Geld...


Welche körperlichen Reaktionen löst solch ein Schock aus?

Man fibriert weiter, wobei ich nicht zwischen physisch - reale Nachbeben die wochen- und monatelang andauern können - und psychisch - Trauma und Schock unterscheiden kann. Beides wirkt auch in Santo Domingo noch nach. Ich fahre auch bei jedem Geräusch zusammen, man ist schreckhaft. Und jedesmal Angst, das Erlebte könnte sich wiederholen. Angst, ein für mich neues Gefühl, war ich doch immer stolz darauf, bei meinen tausend früheren Abenteuern nie Angst gekannt zu haben. Das ist jetzt anders.


Die Stimmung war unbeschreiblich, schaurig, traurig - und doch irgendwie schön. Man hörte und spürte, dass die ganze Welt hier war, am Helfen war.“

Welche motivierenden Erlebnisse gab es rund um das Erdbeben?

Ja, es gab auch Motivierendes, Hochmotivieredes sogar, in all den Toten. Das waren die akustischen Erlebnisse, die jeden Tag wechselten. Die Gesänge, die Gebete, die Leute die ihre Anliegen mit Megaphonen in die Nacht hinaus schrien. Aber vor allem die Liebe und die Hilfsbereitschaft der Menschen. Melissa, die mir nach der zweiten Nacht die ich mit meiner Arthritis auf den harten kantigen Steinen kaum überlebte, ein Metallbett und eine Matratze auftrieb und dabei einen Finger opferte, Mama Marie, eine greise Nachbarin, die ich bisher unabsichtlich übersehen und nie gegrüsst hatte und die sich jetzt rührend um mich kümmerte, Tag und Nacht, und mich nachts immer wieder zudeckte und zärtlich streichelte, oder Exumé, der Pflanzendoktor, der mit seinen 108 Jahren noch auf Bäume klettert, um Kräuter zu sammeln, und all die Unerwähnten. Ich müsste nochmals Kolumbus zitieren, wie oben - nur dass der leider stilbrüchig und zum Völkermörder wurde.


Gesänge erklangen auch von benachbarten Nestern und liessen auf die jeweiligen Religionen schliessen. Was noch lebte, wurde zur Kirche. Und sang.“

Wird man „religiös“, anlässlich einer Katastrophe wie dieser? Was macht es aus?

Herrgott, stellst du schwierige Fragen. Wobei "Herrgott" hier keineswegs religiös gemeint war, sondern "ungläubig europäisch", eine reine Floskel des Erstaunens war. Es gibt eben viele Interpretationen für dieses Wort. Vielleicht geht man nach "einer Katastrophe wie dieser" nochmals über die Bücher, aber was das bringt, ist vielleicht noch offener, als es vorher schon war.

Auch viele Verhaltensmuster gewisser Religionen sind revisionsbedürftig, nachdem bei Ausbruch des Bebens so viele Pfarrer in die Kirchen eilten, um zu beten, unter den dort einstürzenden Decken aber den sicheren Tod fanden. Als Junger hätte ich auch gerne mehr gewusst über die grossen Sinnfragen, zu denen mir die Religionen keine plausible Antworten boten. Ich habe auch nie erfahren, wie mein Vater darüber dachte. Vielleicht hatte er recht zu sagen, "über Religion spricht man nicht. Jeder darf dazu denken, was er will."


Gingst du zurück ins Haus, um nach Gegenständen zu suchen? Oder war das zu frustrierend?

Ich ging nicht zurück, nicht wegen der Frustration, und trotz meines Glaubens, vielleicht hätte Ata (der Hund) ein Duftmolekül von mir oder einen Ton meiner Stimme aufgefangen und wäre gekommen. Und dann gab es ja wirklich noch Dinge, die wichtig waren. Zum Beispiel sämtliche Adressen meiner Freunde oder sämtliche Codes, vor allem der Bank. Aber es lagen Mauern von Toten an den Strassen, der Geruch war unbeschreiblich, höchste Seuchengefahr, die Strassen voller Spalten und die Schiessereien der Ausbrecher andauernd. Man KONNTE nicht gehen.


Der Geräuschkulisse rund um solch eine Katastrophe wird sicher ein beträchtlicher Stellenwert beigemessen; ist die eher beängstigend, hoffnungsvoll..oder..?

Gemischt. Anfänglich die Schreie der Verletzten, der Kinder, der Trauernden und Verlierenden. Dann die Gebete und Gesänge der Überlebenden, der Trostsuchenden, der Zusammengefundenen in den "Zelten". Unbeschreiblich, eindrucksvoll.


Kann man solch ein Trauma überhaupt vollumfänglich wahrnehmen und verarbeiten? Hilft dir dabei das Schreiben und Sprechen über das Erlebte – oder belastet dich das eher?

Wie ich das Trauma verarbeite, weiss ich noch nicht - es braucht wohl sehr viel Zeit. Und nach der Rückkehr im Mai wird es nochmals aufleben. Die Frage lässt sich erst langfristig beantworten. Das Schreiben hilft mir und es führt zu zahlreichen Wiederbelebungen alter und zur Bildung neuer Kontakte, und das ist positiv.


Haben deine Arbeiten auf swissfot nun eine andere Bedeutung, wo alle greifbaren Erinnerungen verschüttet sind?

Medien sind sicher Krücken, die alte Erinnerungen herrlich stützen, z.B. Fotoalben etc. Sie sind jetzt im Eimer, aber die Erinnerungen bleiben auch ohne Krücken. Meine Arbeiten im Internet könnten mir zwar helfen, aber ich bin stets mit Zukünftigem ausgebucht und nehme mir kaum Zeit für Vergangenes.

Die Erdbebenthematik wird die weiteren Arbeiten für länger beeinflussen. Ich weiss noch nicht, wie meine zukünftige Bleibe aussehen wird und wann es überhaupt wieder eine solche gibt. Aber ich versuche bestimmt, möglichst rasch wieder in die Normalität zurückzufinden.


Hat dieses Erdbeben in dir persönlich etwas verändert?

Ich bin noch nachdenklicher geworden. Es wird lange dauern, bis ich wieder zu Humor und ansteckender Lebensfreude zurückfinden kann. Aber ich werde es schaffen.


Anfangs Mai wirst du wieder abfliegen, um dein Haus neu aufzubauen. Wäre es nicht einfacher, in der Schweiz zu bleiben und den Lebensabend zu geniessen?

Am 8. Mai werde ich wieder in Haïti eintreffen und suchen, wer von meinen Freunden noch lebt. Wir werden uns nötig haben. Ich hoffe, dass die Erde dann endlich ausgebebt hat, die grössten Gefahren für das Leben, die Schiessereien und Seuchen, vorüber sind und dass ich wieder Positives über die Neuentwicklung Haïtis berichten kann. Die Schulen im Land sind eingestürzt. Mindestens ein Schuljahr ist für alle verloren.

Was hilft es, wenn alle den Kopf in den Sand stecken? Haïti muss wieder bei Null beginnen, wie ich mit meinem Haus. Und ich werde wieder darüber berichten.


Unterstützt du Freunde beim Wiederaufbau ihrer Häuser?

Die noch bestehenden Häuser müssen vorerst auf Baufälligkeit untersucht und je nach Befund repariert oder abgerissen werden, dabei kann ich vielleicht ideelle Unterstützung bieten, finanzielle liegt kaum drin, da meine Mittel für mich selbst nicht ausreichen. Ich benötige Wasser, Strom, Computer- und Satellitentechnik und ein Haus. Und in der Schweiz verfüge ich über keine Häuser mehr zum Verkaufen wie damals, als ich auswanderte.


Was würdest du mit vielen Spendengeldern machen, falls du welche erhalten würdest ?

Nichts anderes als was ich jetzt mache, auch ohne Spendengelder: Sparen für ein kleines, einsturzsicheres Dach über dem Kopf, für mich und meine obdachlos gewordenen Freunde und Mitarbeiter, die versorgen mich immer auch mit Nahrung und Wasser, sodass ich dies Aufgaben vergessen kann. Für mich selber muss noch Strom, Computer und Internetverbindung drin liegen, das einzige, was leider schwierig und kostspielig ist.


Welche Ratschläge gibst du den heutigen Jugendlichen mit auf den Weg?

Stets daran denken, dass es überall eine Sonnen- UND eine Schattenseite gibt. Also von allem die Vorteile suchen, was anders ist als es "soll", und was man daraus lernen kann. Sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen.

Ein Ziel ein paar Jahre lang verfolgen und versuchen, dabei der Beste zu sein. Danach eine Weile lang Abstand gewinnen, z.B. die Welt bereisen und fremde Kulturen kennen lernen, Vorurteile erkennen und abbauen.

Seine Werte immer wieder überprüfen und nötigenfalls anpassen. Auf gleiche Weise auch einen ganz anderen, zweiten und einen dritten Beruf erlernen. Die Grundsätze bleiben die gleichen.


Herzlichen Dank für dieses Interview, deine Offenheit, Otti, weiterhin beste Gesundheit, neuen Lebensmut und alles, was du brauchen kannst für deine Zukunft! Alles Gute!

 

Christine Fischer, 15. Februar 2010